User-Autonomy Framework – Mehr als nur WCAG-Compliance

von Rashid Bairamov

Barrierefreiheit im Web wird oft auf eine Zahl reduziert: Erfüllt die Seite die WCAG oder nicht?
Doch was bedeutet das für die Menschen, die unsere Websites tatsächlich nutzen?

Die Realität: Eine Seite kann alle Standards abhaken – und trotzdem unbequem oder sogar unbenutzbar sein.

Von „Compliance“ zu „Komfort“

Das neue User-Autonomy Framework schlägt genau hier eine Brücke.
Die Idee: Nutzer*innen sollen ihre digitale Umgebung selbst gestalten können, ohne den Eindruck zu haben, dass sie ein Sonderwerkzeug oder einen „Accessibility-Overlay“ benutzen.

Stell dir vor, du kommst auf eine Seite und kannst direkt auswählen:

  • Dunkler Hintergrund, helle Schrift für mehr Kontrast

  • Weniger Bewegung für alle, die Animationen nicht vertragen

  • Serifenlose Schrift für bessere Lesbarkeit

  • Größerer Zeilenabstand, um den Text leichter zu erfassen

Und das alles integriert ins Design – kein Bruch, keine Bastellösung.

Autonomie statt Anpassung von außen

Viele Nutzer*innen sind es gewohnt, ihre Browser-Einstellungen oder Screenreader-Optionen anzupassen.
Aber was wäre, wenn die Website selbst schon Möglichkeiten anbietet, die auf die Inhalte abgestimmt sind?

Das User-Autonomy Framework nennt das Comfort Mode.
Ein Modus, der nicht gegen das Corporate Design kämpft, sondern Hand in Hand mit dem Stil der Seite funktioniert.

Warum das wichtig ist

Wir sprechen hier nicht nur von Technik, sondern von Würde und Selbstbestimmung.
Barrierefreiheit ist mehr als ein Pflichtfeld in einem Pflichtenheft.

Sie bedeutet, Menschen die Kontrolle zu geben:
nicht nur „du darfst zugreifen“, sondern „du darfst entscheiden, wie du zugreifst“.

Wohin die Reise geht

Ob sich dieses Framework durchsetzt, hängt von uns ab – von Entwicklerinnen, Designerinnen, Agenturen.
Die Werkzeuge sind da: prefers-color-scheme, prefers-reduced-motion, variable Fonts, LocalStorage für persönliche Einstellungen.

Die Frage ist: Sind wir bereit, Nutzer*innen echte Wahlfreiheit zu geben?